Nie wieder ist jetzt!

12. Jun 2024

Ein Erlebnisbericht der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz/Birkenau und Krakau

In der Woche vom 2. bis zum 7. Juni 2024 haben 26 Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 gemeinsam mit Frau Plaßwilm, Herrn Wecker und Nico vom BDKJ an der Gedenkstättenfahrt nach Krakau und Auschwitz/Birkenau in Polen teilgenommen. Das Ziel dieser Fahrt war es, die Stadt Krakau und ihrer Vergangenheit während des Nationalsozialismus kennenzulernen.

Die Fahrt startete am Sonntag, dem 02.06.2024, pünktlich um 19.00 Uhr am Hallenbad in Brilon. Ab da hieß es, 14 Stunden im Reisebus zu sitzen, um nach Krakau zu kommen. Nach einer anstrengenden, aber dennoch lustigen Fahrt über Nacht, erreichten wir um circa 09.00 Uhr Krakau. Nach einer kurzen Pause mit Frühstück im Hotel ging es für uns in die Innenstadt Krakaus. Dort konnten wir zuallererst unser Geld wechseln, da es in Polen keinen Euro gibt. Später ging es dann zu einer Stadtbesichtigung durch das historische und gegenwärtige Krakau. Von der Marienbasilika bis hin zur Wawel Burg besichtigten wir ganz Krakau. Nach einem Besuch im Restaurant mit Schnitzeln für alle ging der erste Tag in Polen zu Ende.

Am nächsten Tag ging es bereits um 07.00 Uhr mit dem Bus Richtung Auschwitz. Bei regnerischem Wetter besuchten wir zuallererst das Stammlager I in Auschwitz. Durch das regnerische Wetter konnten wir noch einmal besser nachvollziehen, unter welchen Umständen die Menschen dort früher leben mussten. 

Vor der „Todeswand“ hielten wir für eine Schweigeminute an und stellten eine Kerze zum Gedenken an die Opfer ab. 

Am Nachmittag ging es nach Auschwitz Birkenau. Dort wurde uns noch einmal deutlich, dass die Zeit vieles vergessen lässt. Auf dem Gebiet mit einer Größe von rund 200 Fußballfeldern sind nur noch im vorderen Teil die Baracken, sowie die gesprengten Krematorien erhalten. Nach dem wir etwas weiter in das hintere Gebiet gelaufen waren, wurden wir von einer tückischen Idylle überrascht. Das gesamte Gebiet ist mit großen Bäumen überseht, die das Schicksal der Menschen, die dort leben mussten, beinahe vergessen lässt. Durch beide Lager wurden wir von einer Frau namens Elisabeth geführt, die uns allgemeine Informationen, sowie Geschichten von einzelnen Personen erzählt hat. 

Am Abend besuchten wir ein israelisches Restaurant im jüdischen Viertel von Krakau, damit wir nicht nur die Vergangenheit kennenlernen, sondern auch die jetzige Kultur.

Auch am dritten Tag starteten wir bereits um 07.00 Uhr, denn es stand eine erneute Fahrt nach Auschwitz auf dem Plan. Im Bus wurde die Gruppe geteilt: 

Der erste Teil der Gruppe fuhr in ein Kloster in Auschwitz. Dort gab es eine Ausstellung des Künstlers Marian Kolodziej zu besichtigen. Marian Kolodziej war selbst ein Gefangener in Auschwitz, der dort viereinhalb Jahre um sein Leben bangte. Für viele Jahre weigerte er sich über seine Erlebnisse zu sprechen, jedoch fing er durch einen Zufall an, seine traumatischen Erlebnisse in Form von Gemälden zu verarbeiten. Diese Gemälde haben noch einmal einen sehr intimen Einblick in sein Leben in Auschwitz gegeben. Bis zu seinem Tod malte er über 250 Gemälde. 

Der zweite Teil der Gruppe besuchte eine Kunstausstellung im Stammlager I. in Auschwitz. Dort konnten die Schülerinnen und Schüler neben Gemälden, die die Gefangenen für die SS-Offiziere malen mussten, auch Porträts der Gefangenen und Gemälde von Überlebenden, die die Zeit in Auschwitz zeigen, anschauen.

Am Nachmittag ging es dann nach Oswiecim. Dort stand eine Führung über den jüdischen Friedhof und einem Besuch im jüdischen Museum und der Synagoge an. 

Zurück in Krakau ging es für uns dann in eine Pizzeria, mit anschließender Freizeit, die wir beispielsweise zum Shoppen nutzen konnten.

Der vierte Tag startete erst um 09.00 Uhr mit einer Besichtigung des Schindler Museums in Krakau. Dort konnten wir nicht nur die Geschichte von Oskar Schindler kennenlernen, sondern auch das Leben während des Nationalsozialismus in Krakau. 

Nach einer kleinen Mittagspause ging es zum nächsten Programmpunkt, einer Führung durch das jüdische Krakau. Bei strahlendem Sonnenschein besuchten wir den jüdischen Friedhof in Krakau, die Synagoge und das ehemalige Ghetto. 

Am späten Nachmittag ging es zurück ins Schindler Museum zu einem Gespräch mit einer jüdischen Zeitzeugin, die den Krieg als Kind mitbekommen hat. Sie erzählte von ihren Erlebnissen, der Adoption zu einer nicht jüdischen Familie, da ihre Eltern auf Grund ihrer jüdischen Herkunft ermordet wurden. Daraufhin folgte ein jahrelanges Versteckspiel mit ihrer Adoptivmutter vor dem NS-Regime. Die Adoptiveltern waren zwar katholisch, doch aus dem Anlass, dass sie ein jüdisches Kind adoptierten, wären sie auch zum Tod verurteilt worden. Nachdem sie den Krieg mit ihrer neuen Familie glücklicherweise überlebt hatte, traf sie viele Jahre später ihre leibliche Tante, die zuvor rechtzeitig nach Israel geflüchtet war. Dieses Erlebnis hat uns mit am meisten berührt. 

Am letzten Abend gab es für uns noch einmal original israelisches Essen. Im Anschluss hatten wir freie Zeit zur Verfügung.

Der letzte Tag war unser Abreisetag. Auf der Rückfahrt hatten wir die Aufgabe, zwei Bilder auszuwählen und zu begründen, warum wir diese einem Freund oder einer Freundin schicken würden. Auch sollten wir einen Brief an unser selber schreiben, in dem wir die Erlebnisse dieser Woche noch einmal aufschrieben sollten. Nach einer anstrengenden 14-stündigen Busfahrt erreichten wir um 20.00 Uhr wieder Brilon.

Die Gedenkstättenfahrt hat für uns sicher nicht nur eine Dauer von einer Woche, sondern sie wird uns unser ganzes Leben lang begleiten und in Gedanken bleiben. Durch diese gesamten bedrückenden Erlebnisse hatten wir einen guten Zusammenhalt und konnten die Reise trotzdem mit viel Freude erleben.

(ein Bericht von Hannah Cyrus und Melina Clement)